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Britta Redlich: „Es ist für mich wichtig, forschungsnah zu bleiben!“

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Britta Redlich: „Es ist für mich wichtig, forschungsnah zu bleiben!“

(Foto: DESY, Jörg Müller)

Am 1. Januar 2025 wird die Chemikerin Britta Redlich bei DESY Direktorin für den Fachbereich Photon Science. Sie wechselt aus Nijmegen in den Niederlanden, wo sie den Betrieb des Infrarot-Freie-Elektronen-Lasers FELIX und des Hochfeldmagnetlabors HFML leitete, nach Hamburg.

Sie haben über 20 Jahre lang in den Niederlanden geforscht und Forschung gemanagt. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe, und was an Hamburg?
Ich hatte eine großartige Zeit in den Niederlanden, wo ich zunächst als Postdoc und Emmy-Noether-Stipendiatin am FOM-Institut Rijnhuizen bei Utrecht in einem fantastischen Forschungsumfeld gearbeitet habe. In Nijmegen haben wir dann die Forschungsanlage HFML-FELIX mit einem kleinen Team zu einem nationalen Forschungsinstitut ausgebaut, mit einem klaren Fokus auf Wissenschaft, Technologieentwicklung und den Nutzerbetrieb. 

Durch die internationalen Netzwerke kenne ich DESY schon lange und verfolge besonders die Entwicklung im Bereich der Lichtquellen und die Forschung mit Röntgenstrahlung. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie DESY sich kontinuierlich weiterentwickelt – sowohl hinsichtlich seiner Forschungsinfrastrukturen als auch in der Spitzenforschung, die diese Technologieentwicklungen nutzt. 

Hamburg und DESY sind für mich ein Ort, an dem Forschung, Technologie und Innovation auf überzeugende Weise zusammenkommen. Hier entstehen einzigartige Möglichkeiten, bedeutende wissenschaftliche Fragen zu beantworten und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden. Es ist für mich sehr inspirierend und motivierend, Teil von DESY zu werden, und zugleich eine unglaubliche Chance und Herausforderung, auf die ich mich riesig freue.

Auf welche Neuerungen dürfen wir in Ihrem Forschungsbereich gespannt sein? 
DESYs Photon Science – zusammen mit allen Partnern – ist ein „Leuchtturm“ in der Forschung, und es ist wichtig, diese Position weiter zu stärken. Ich bin überzeugt, dass sich DESYs Fachbereich Photon Science mit den sich ständig weiterentwickelnden Quellen wie PETRA III, FLASH und auch dem European XFEL neu erfinden wird. DESYs Zukunftsprojekt PETRA IV wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Es ermöglicht den tiefsten Blick in die Materie – ein wahrer Traum für jede Wissenschaftlerin und jeden Wissenschaftler. 

Während die Grundlagenforschung klar im Vordergrund steht, gewinnt die anwendungsorientierte Forschung zunehmend an Bedeutung. Die Weiterentwicklung unserer Lichtquellen ist dabei von entscheidender Wichtigkeit, und wir werden diesen Prozess weiterhin verfolgen. Dabei rücken jedoch auch die Instrumente, Standards, Daten und deren Auswertung immer mehr in den Mittelpunkt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir uns zukunftsorientiert aufstellen. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene ist dabei von unschätzbarem Wert.

Sie haben auch als Direktorin von FELIX weiter Forschung betrieben. Werden Sie das als DESY-Direktorin auch selbst in die Forschung einsteigen? Wenn ja, was ist Ihr Thema?
Es ist für mich sehr wichtig, forschungsnah zu bleiben – sei es durch meine eigene Forschung oder in Forschungskooperationen. 

In den vergangenen Jahren habe ich mich insbesondere mit Fragen der laborbasierten Astrochemie beschäftigt. Wie entstehen Moleküle und Ionen im Weltall? Wie können sich Moleküle in der leeren und häufig sehr kalten Umgebung bilden? Welchen Einfluss hat die Strahlung im Raum auf diese Prozesse? 

In den FELIX-Laboren können wir die Bedingungen simulieren, die denen im Weltall ähneln, und dann mit FELIX im Infrarot- und THz-Spektralbereich den „Fingerabdruck“ von Molekülen und Ionen messen und Reaktionen studieren. Dieses Forschungsfeld profitiert auch enorm von Studien mit Röntgenlichtquellen. Bei DESY arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits in vielen Bereichen daran, und ich bin sehr gespannt, welche neuen Möglichkeiten sich ergeben, wenn wir unsere komplementäre Forschung weiter miteinander verknüpfen.

Was hat Sie als Chemikerin zur Physik gebracht? 
Bereits während meines Chemiestudiums habe ich schnell meine Begeisterung zur physikalischen Chemie entdeckt, da war der Schritt in die Physik nicht mehr weit. Und da ich sehr gerne interdisziplinär arbeite, ist es von großem Vorteil „die Sprache des anderen“ zu verstehen, auch wenn man beispielsweise mit Biolog:innen oder Mediziner:innen zusammenarbeitet.

DESY beiseite – was liegt Ihnen persönlich am Herzen? 
Für mich ist es sehr wichtig, mit Menschen zusammenzuarbeiten und ein großartiges Team zu formen, in dem alle ihre Stärken einbringen können. Das gilt besonders, wenn auf (inter)nationaler Ebene viele Partner kooperieren. Es ist sehr erfüllend zu sehen, wie sich immer wieder Möglichkeiten ergeben, innerhalb oder außerhalb der Forschung einen Beitrag zu leisten. Deshalb liegen mir auch die Themen Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion am Herzen, sowie die Förderung von Talenten jeder Art. 

Und abseits der Wissenschaft? 
Ich habe viele Interessen. Ich laufe gern, fahre viel Fahrrad, wandere und liebe Skifahren. Auch Reisen, Lesen und Musik spielen eine große Rolle in meinem Leben. Besonders freue ich mich deshalb auch auf die kulturellen Möglichkeiten, die Hamburg bietet.

Wie steht es mit dem Umzug nach Hamburg? Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?
Hamburg ist eine tolle Stadt, wenn es auch nicht ganz einfach war, eine Wohnung zu finden. Aber Dank des DESY Housing Service konnte ich eine tolle Wohnung fast am Altonaer Balkon finden. Von dort aus habe ich einen fantastischen Blick auf die Elbe, und wenn ich das Fenster öffne, höre ich den Hafen. Ich habe mich schon sehr gut in Hamburg eingelebt und bin auf der Entdeckungsreise durch die Stadt, aber meine enge Verbindung in die Niederlande – zu meiner Familie und meinen Freundinnen und Freunden – bleibt natürlich bestehen.

 

 

 

Zur Person:

Die Chemikerin Britta Redlich promovierte 1998 an der Universität Hannover. Nachdem sie zunächst Postdoktorandin an der Universität Münster war, ging sie im Jahr 2000 mit einem Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft an das FOM-Institut Rijnhuizen in den Niederlanden. Dort forschte sie mit dem Freie-Elektronen-Laser FELIX und leitete ab 2003 dessen Betrieb. Nach der Verlegung des Lasers an die Radboud-Universität Nijmegen im Jahr 2013 übernahm sie dort 2015 die Rolle der Vorsitzenden und wurde 2018 Direktorin von FELIX (Free-Electron Lasers for Infrared eXperiment) und zudem 2023 Direktorin von HFML (High Field Magnet Laboratory). Redlich ist Senatorin der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich Materie und Mitglied internationaler Konsortien wie LEAPS, LaserLab Europe und FELs of Europe. Die Zusammenarbeit in diesen Netzwerken hat ihre Expertise in der Entwicklung und Nutzung modernster Lichtquellen erweitert.