Großforschungsprojekt EURIZON
Presse & Kommunikation
Großforschungsprojekt EURIZON
Umwandeln unter schwierigen Umständen
Zum aktuellen Stand des europäischen Großforschungsprojekts EURIZON
Martin Sandhop ist bei DESY für das europäische Kooperations-Projekt EURIZON verantwortlich, das bis zum Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine als europäisch-russisches Projekt unter dem alten Namen „CREMLINplus“ fungierte. Krieg und Sanktionen zwangen zum schnellen Handeln – die Europäische Kommission beauftragte DESY mit der Koordination der Neuausrichtung.
Das Großprojekt wurde inhaltlich grundlegend umgedreht, umgewandelt, umbenannt. Die Kooperationen mit den insgesamt zehn russischen Partner-Instituten wurden komplett beendet, neue Arbeitspakete mit spezifischen Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine ergänzt. „Das klingt erst einmal einleuchtend und einfach hinzubekommen“, sagt Martin Sandhop, der bei DESY die Gruppe für internationale Beziehungen leitet. Ein „aber“ schwingt mit.
Bereits im Frühsommer 2022 lag ein allererster ausgearbeiteter Antrag bei der EU zur Evaluierung vor. Sandhop hoffte damals auf ein schnelles „GO“, das bis heute noch nicht erfolgt ist. „Uns hat überrascht, dass dieser Prozess, vor allem die fortwährende Abstimmung mit der Europäischen Kommission so kompliziert und langwierig ist, dass er – kaum zu glauben – bis zum heutigen Tag formell noch nicht abgeschlossen ist“, sagt Sandhop. „Zum Glück haben wir einen tollen Project Officer, der diesen Prozess seitens der Kommission aktiv betreut.“ Zudem unterschätze man schnell, dass die Erhaltung des Projekts mitsamt des zweistelligen Millionen-Budgets keineswegs politisch eindeutig gewesen sei. „Es gab auf jeden Fall Begehrlichkeiten von anderen Seiten – und die mussten mit überzeugenden Argumenten abgewendet werden. Das scheint uns gelungen zu sein!“
Anfang Februar fand am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt ein erfolgreiches EURIZON-Projektmeeting mit Vertreterinnen und Vertretern aller 27 Partner aus dem Konsortium statt. Auch die neuen Partner aus der Ukraine, darunter das Kharkiv Institute of Physics und Technology (KIPT), waren dabei. Längst werden faktisch schon Ausgaben gemacht, „weil das Projekt ja nicht einfach lange Zeit angehalten werden kann“, erklärt Sandhop. „Hierzu gehören auch Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine, beispielsweise die Aufnahme von neun ukrainischen Kandidatinnen und Kandidaten in das Programm ‚Executive Masters in Management of Research Infrastructures‘ an der Universität Milano-Bicocca. Ein weiteres wird das ‚EURIZON Fellowship Programme‘ sein, das Stipendien an Forschende in der Ukraine vergeben wird. Es startet jetzt im April und ist mit bis zu 1,5 Millionen Euro Budget hinterlegt.“
In der Zwischenzeit will Martin Sandhop mit dem EURIZON-Projektteam bei DESY die letzten formalen Hürden für die EU nehmen. Sandhop hofft auf ein schnelles „GO“.
Was ist EURIZON?
- Die Abkürzung EURIZON steht für: Europäisches Netzwerk zur Entwicklung neuer Horizonte für Forschungsinfrastrukturen in Europa.
- EURIZON ist Phase 2 eines von DESY koordinierten EU-Projekts zur Zusammenarbeit an Technologien und Entwicklungen rund um physikalische und analytische Forschungsinfrastrukturen.
- Weiterer Schwerpunkt in Phase 2 ist ein Bündel von Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine: Darunter Direkt-Stipendien für ukrainische Forschende in Not, Training- und Austauschprogramme für Manager:innen ukrainischer Forschungsinfrastrukturen und Beiträge zur Unterstützung der Nachhaltigkeit ukrainischer Forschungsinfrastrukturen.
- Projektstart: Ursprünglich 2020. Beginn von Phase 2: Februar 2022
- Gesamtlaufzeit des Projekts: 4 Jahre. Ukraine-bezogene Maßnahmen sollen zusätzlich um sechs Monate verlängert werden.
- Das Gesamtbudget für die europäischen Partner (einschließlich Ukraine) beträgt rund 17,4 Millionen Euro.
- Das Konsortium umfasst 27 europäische Partner, darunter zwei ukrainische Einrichtungen und eine internationale Einrichtung mit Sitz in Kiew.