PR
PR

| Presse & Kommunikation

Sprechstunde mit DESYs Betriebsärztin Katharina Bünz

Presse & Kommunikation

Sprechstunde mit DESYs Betriebsärztin Katharina Bünz

Katharina Bünz leitet seit 2009 den betriebsärztlichen Dienst bei DESY.

Frau Bünz, wir sprechen uns heute zum zweiten DESY inform-Interview. Wie hat sich die Situation bei DESY seit unserem vorigen Gespräch Ende März entwickelt?
Meine Befürchtung, dass Kolleginnen und Kollegen psychische Probleme durch Isolation bekommen, ist zum Glück nicht eingetreten. Das liegt auch daran, dass bei DESY viel unternommen wurde. Die Gruppenleitungen kümmern sich sehr um die sozialen Belange und den inneren Zusammenhalt ihrer Teams. Dazu haben sie zum Beispiel virtuelle Kaffeerunden eingerichtet. Außerdem findet ein Austausch über die neue Chatfunktion statt. Von daher ist das Thema Isolation etwas in den Hintergrund gerückt.

Gibt es stattdessen dringlichere Probleme?
Ja! Eltern leiden unter der massiven, andauernden Doppelbelastung von Homeschooling, Kinderbetreuung und der Arbeit im Homeoffice. Ich habe in den Videokonferenzen schon viele Kinder kennengelernt, die mal schnell durchs Bild huschten. Das ist anfangs sicherlich lustig – aber auf Dauer für berufstätige Mütter und Väter unglaublich stressig.

Wie können Sie da unterstützen?
Ich kann vor allem zuhören, aber bei praktischen Fragen hilft besonders die Personalabteilung. Sonja Gebert und ihr Team suchen dort nach praktikablen Lösungen für betroffene Eltern.

Wie beurteilen Sie allgemein die Situation durch die neuen Lockerungen?
Problematisch! Es entsteht gerade eine Stimmung, als würden wir demnächst wieder normal arbeiten können. Aber dem ist nicht so! Es bleiben die Abstands- und Masken-Regeln, die auch viele Einzelfragen aufwerfen. Beispiel: Ein Kollege mit chronischer Bronchitis sorgt sich, dass ihm Laborkollegen zu nahekommen. Muss der jetzt täglich anwesend sein oder kann er weiter im Homeoffice arbeiten? Die große Frage über allem aber lautet: Wie erreichen wir jetzt das, was das Direktorium einen „Abgesicherten Normalbetrieb“ nennt?

Ja, wie denn?
Das Wichtigste bleibt das Abstandsgebot! In jedem Büro, bei jeder Tätigkeit, in jeder Werkstatt. Die Menschen müssen überall den Mindestabstand von 1,50 Metern, besser zwei Metern halten. Wenn es gar nicht anders geht, weil sich zum Beispiel zwei Personen ein Büro teilen müssen, sollte Mundschutz getragen oder beispielsweise eine Trennwand installiert werden.

Müssen Arbeitsmittel desinfiziert werden?
Wenn zum Beispiel Telefon oder Werkzeuge geteilt werden, reicht es, diese mit haushaltsüblicher Seifenlauge abzuwischen. Hier geht es mehr um den psychologischen Effekt als um die Gefahr. Es ist ja zum Glück nicht so, dass sich infektiöse Virenpartikel von SARS-CoV-2 über einen längeren Zeitraum auf Oberflächen halten. Viel wichtiger ist häufiges Händewaschen!

Wo sehen Sie die größte Gefahr?
Das sind tatsächlich die Pausen, wenn Kolleginnen und Kollegen nett zusammensitzen und darüber den Mindestabstand schnell mal vergessen. Es ist gefährlich, wenn wir bei der Mensch-zu-Mensch-Übertragung sorglos werden. Ich empfehle außerdem, die Pausen nach draußen zu verlegen. Und dann gibt es noch das Problem mit Fahrgemeinschaften. Im Auto ist es schwierig, Abstand zu halten. Da rate ich, zusätzlich Masken zu tragen. Ich wiederhole mich gerne: Das Wichtigste bleibt Abstand, Abstand, Abstand!

Was halten Sie eigentlich von Antikörpertests?
Flächendeckend einfach mal so zu testen, das bringt nichts. Dazu ist die Durchseuchung in Deutschland und speziell in Hamburg noch viel zu gering. Eine oder einer von Hundert ist infiziert. Und nur etwa die Hälfte der Infizierten hat Symptome. Viel zu wenig. Ich mache Antikörpertests hier bei DESY also nicht auf Verdacht, sondern nur im Einzelfall, wenn ich es für sinnvoll halte.

Bei unserem ersten Gespräch hatten Sie ermutigende Worte für die Belegschaft. Wie sieht Ihre Botschaft heute aus?
Wir haben in den vergangenen Wochen viel gelernt, viel auf uns genommen und durch die strengen Maßnahmen auch so viel erreicht. Es wäre ein Jammer, wenn wir das jetzt durch die Lockerungen verspielten. Wir müssen es schaffen, wieder in eine gewisse Normalität zu kommen. Aber es wird – bis wir einen Impfstoff haben – eine ganz andere Normalität sein. Deshalb denke ich, dass wir täglich neu versuchen müssen, das Beste aus der Situation zu machen. Unter allen Umständen lautet meine Botschaft an die Belegschaft: Bleibt achtsam!

 

Interview: Kristin Hüttmann

Zur Person:

Katharina Bünz leitet seit 2009 den betriebsärztlichen Dienst bei DESY. Sie ist promovierte Fachärztin für Arbeitsmedizin und Innere Medizin und hat sich mit ihren Zusatzqualifikationen „Psychosomatische Grundversorgung“ und „Ernährungsmedizin“ auf den vorbeugenden Gesundheitsschutz spezialisiert. Bünz verantwortet die 2018 geschaffene Gruppe BGM (betriebliches Gesundheitsmanagement), die neben der klassischen Arbeitsmedizin gesundheitsbezogene Angebote bei DESY bündelt.

 

Kontakt:

Team BGM: 
Telefon: +49-40-8998-2171
health.service@desy.de

Krisen- und Konfliktberatung:
Ramona Matthes
Telefon: +49-40-8998-4435
ramona.matthes@desy.de

Personalabteilung:
Telefon: +49-40-8998-3628
personal.abteilung@desy.de