Das Corona-Projekt: Von der Idee bis zur ersten Messung in nur zwei Wochen
von Alke Meents, Leiter der CFEL-Arbeitsgruppe FS-BMX
Unsere Gruppe FS-BMX (Biomedical research with X-rays) hat es sich zum Ziel gesetzt, die vielen neuen Methoden, die bei DESY im Bereich der Strukturanalyse von biologischen Proben entwickelt werden, einer breiteren Nutzergemeinde zur Verfügung zu stellen und für die Forschung besser nutzbar zu machen.
Dazu arbeiten wir schon länger mit Gruppen von der Universität Hamburg und anderen Forschungseinrichtungen auf dem DESY-Campus und in der Hamburger Umgebung zusammen. Nach den Hamburger Märzferien haben wir uns überlegt, ob wir mit unserer Expertise und den einzigartigen Möglichkeiten bei DESY nicht auch auf irgendeine Art und Weise an der Corona-Forschung mitarbeiten können. Da kam uns die Idee, mithilfe des Hochdurchsatz-Wirkstoffscreenings am PETRA III-Messplatz P11 zu versuchen, ein Medikament gegen das Coronavirus zu finden.
Wir haben Ende vergangenen Jahres schon ein ähnliches Projekt zur Suche eines Medikamentes gegen das Hantavirus vorbereitet. Daher waren wir nicht unvorbereitet und konnten innerhalb einer Woche ein entsprechendes Konsortium zusammenstellen, das mit viel Begeisterung und Hilfsbereitschaft dabei war. Auch innerhalb DESYs mussten wir keinerlei Überzeugungsarbeit leisten – im Gegenteil, alle Gruppen waren sofort bereit, das Projekt schnell und unbürokratisch zu unterstützen, viele auch in ihrer Freizeit.
Daher dauerte es von der Idee bis zur ersten Messung an P11 nur zwei Wochen – ein Zeitraum, der sonst für so ein Projekt undenkbar wäre. Jetzt, nach sechs Wochen, haben wir bereits einige interessante Kandidaten für mögliche Wirkstoffe gefunden. Ein Stoff, der direkt als Medikament einsetzbar wäre, ist leider nicht dabei. Das wäre wohl auch zu schön und einfach gewesen, aber dafür haben wir einen Stoff gefunden, der besonders stark an ein wichtiges Corona-Protein bindet. Diesen Kandidaten wollen wir nun mit anderen Partnerinnen und Partnern weiter untersuchen. Und mindestens zwei weitere Zielproteine genauer anschauen.
Auch wenn es für diese Pandemie vielleicht zu spät ist, sind wir mit den neuen Erkenntnissen für die Nächste vielleicht besser vorbereitet. Auf jeden Fall möchten wir ein ganz großes Dankeschön an alle Beteiligten aussprechen: Ohne Eure Hilfe wäre das nicht möglich gewesen. Es war und bleibt spannend, hat viel Spaß gemacht und wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Euch!