Unterricht im Gründen
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Unterricht im Gründen

Will mehr aus seinen Talenten machen: Henrik Tünnermann, Laserphysiker mit Gründungs-Ambitionen. (Foto: DESY, Marta Mayer)
Herr Tünnermann, verraten Sie uns zuerst ihre Gründungsidee?
Ich bin Laserphysiker und kann komplexe Lasersysteme planen, installieren und warten und kenne mich also mit der Hardware in diesem Bereich aus. Gleichzeitig programmiere ich für mein Leben gern; schon seit Kindertagen. Deshalb kann ich also auch die passende Software für Lasersysteme entwickeln. Diese Kombination ist vergleichsweise selten.
Sie sind ein echter Allrounder…
Und die sind an entsprechenden Großanlagen in Forschung und Industrie gefragt – zumal ja dank Künstlicher Intelligenz immer mehr Prozesse automatisiert ablaufen. Diesen USP (Unique Selling Proposition) möchte ich als Service anbieten. Der Anlagenbetreiber kann eine Stelle einsparen, weil Techniker und Programmierer für die Anlagenbetreuung in einer Person liegen. Zudem lassen sich viele Prozesse leichter umsetzen: Für eine nötige Modifikation eines Lasers kann ich das richtige Programm schreiben und es auch gleich selbst in der Praxis testen. Das spart Zeit.
Haben Sie diese Idee in der Start-up School entwickelt?
Die Grundidee gab´s schon, weshalb ich mich ja beworben habe. In der Start-up School habe ich sie dann präzise ausformuliert und einen Businessplan entwickelt. Das ist ja das Tolle: Ich habe dort gratis alles Notwendige an die Hand bekommen, um eine vage Idee zur Reife zu bringen: Informationen, die ich sonst teuer bezahlen oder mir mühsam zusammensuchen müsste. Hinzu kam das Mentoring, wobei ich zu meinem Coach noch heute Kontakt habe und ihn um Rat fragen kann.
Wie war der Bewerbungsprozess?
Ich musste nur ein paar Formulare ausfüllen, meine aktuelle Tätigkeit beschreiben und erklären, warum ich ein geeigneter Kandidat für die Start-up School bin.
Und wie lief Ihr Kurs ab?
Rund 40 Stunden Intensivtraining in fünf Sessions, die von international renommierten Speakern abgehalten wurden: Wirtschaftsprofessorinnen und -professoren von der Oxford-University, Marketing- und Finanzfachleute zum Beispiel. Dazu hatte ich zwei individuelle Coachings durch CEOs von erfolgreichen Start-ups. Ich habe gelernt, einen Businessplan auszuarbeiten, Mitarbeitende zu rekrutieren, mit Geschäftszahlen umzugehen, den Markt zu lesen. Und am Ende simulierten die 15 Teilnehmenden einen Pitch und präsentierten ihre Geschäftsideen. Viel theoretischer Input für die Anwendung in der Praxis. Eine runde Sache.
Die Start-up School fand ausschließlich online statt. War das ein Nachteil?
Im Gegenteil: Der Aufwand war viel geringer. Schließlich nahmen ja Forschende aus ganz Europa teil, die nicht extra anreisen mussten.
Hatten Sie eigentlich Sorge, Ihre Geschäftsidee in einer solchen Runde preiszugeben? Die könnte doch geklaut werden?
Ich sehe da gar kein so großes Problem – schon gar nicht bei einer reinen Dienstleistungsidee wie meiner. Ich glaube, am Ende zählt ohnehin die Idee weniger als die Umsetzung und das Engagement, mit dem man sie gegen Widerstände durchsetzt und verfolgt. Das wurde auch beim Programm vermittelt. Außerdem wurde immer wieder auf die Verschwiegenheitspflicht hingewiesen.
Nach dem Unterricht im Gründen: Wie konkret sind jetzt Ihre Pläne für ein eigenes Start-up?
Ich verfolge die Idee auf jeden Fall weiter. Allerdings möchte ich auch erst einmal weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Lasertechnik bei DESY arbeiten, um die nötigen Kompetenzen auszubauen.